Der Ärzteverein Mainz e.V. besuchte am 17.07.2022 die Kollegin Stefanie Nacke im Ahrtal und überreichte eine Spende von 3.000 EUR zur Beschaffung von Praxis-Geräten
Bericht von unserem Vorstandsmitglied Dr. Sabine Müller-Löw:
Nah am Wasser gebaut,
das trifft zu auf Stefanie Nackes Praxisräume, ganz und gar nicht jedoch auf ihre Person.
Als wir ihr am 17.07.2022 einen Besuch im Ahrtal abstatten, um ihr eine finanzielle Unterstützung durch unseren Mainzer Ärzteverein zukommen zu lassen, kommt die Fachärztin für Allgemeinmedizin aus Ahrweiler fröhlich lachend, den Besen schwingend aus ihren neu hergerichteten Praxisräumen auf uns zu.
Wir können es kaum glauben, dass vor dem Haus der Praxis dieses kleine Rinnsal, über das eine der letzten intakt gebliebenen Brücken geht, binnen kürzester Zeit zu einer über 10m hohen Flutwelle angeschwollen ist und alles mit sich gerissen hat. Alles sei in dieser Nacht den "Bach heruntergegangen", im wahrsten Sinne des Wortes. Mit viel Energie und einer ansteckenden Fröhlichkeit, schildert uns die Kollegin, wie Sie diese Nacht und die Zeit danach erlebt hat. Das wichtigste sei ihr immer gewesen unter den unmöglichsten Bedingungen die Patientinnen und Patienten zu versorgen.
Wie schafft es ein Bettlägeriger auf ein Dixi-Klo?
Wie kann Feingefühl und Privatsphäre gewahrt werden in Containern, wo die Wände jedes Wort durchlassen?
Wie leben, wenn es wechselweise zu heiß oder zu kalt ist?
Bleibt die Frage: Wie haben wir das eigentlich alles geschafft?
Manchmal habe sie sich institutionell gut unterstützt gefühlt, manchmal aber auch nicht – da war noch Luft nach oben – und als das Fass zum Überlaufen kam, hat sie einen mutigen Brief an die KV geschrieben und dies auch deutlich gemacht. Nicht nur Geld und Sachmittel sind eben in so einer Situation erforderlich, sondern auch unbürokratische, mutige und unkonventionelle Lösungen, neben „echter“ Anteilnahme vor Ort.
Menschen, die vor der Katastrophe vielleicht manchmal nicht die beliebtesten waren, weil sie auch mal anecken, so sagt sie, waren jetzt häufig hilfreich. Beeindruckt hat sie das Organisationstalent und die Hilfsbereitschaft der Menschen untereinander, Lösungen zu entwickeln bei Problemen, die nicht in der Zeitung stehen: Die Banalität einer Maschine Buntwäsche zum Beispiel, die zur logistischen Herausforderung wird. Es wird geklärt, wo überhaupt noch eine Waschmaschine ist und organisiert wie die Wäsche dorthin kommt.
Am Ende bleibt bei uns das Gefühl, dass Sie sich sehr über unsere Spende gefreut hat, aber auch und das ganz besonders, dass wir da waren.
Aus unserer Sicht: Eine Ärztin mit Leib und Seele.
Dr. Stefanie Nacke (li.) zeigt ihre Praxisräume
Blick aus dem Praxisfenster auf die immer noch zerstörte Umgebung